Literaturübersicht Lyme-Borreliose

(Epikrisen in deutscher Übersetzung von W. Berghoff)


2019

Review of European and American guidelines for the diagnosis of Lyme borreliosis.

Eldin C, Raffetin A, Bouiller K, Hansmann Y, Roblot F, Raoult D, Parola P. Med Mal Infect 2019; 49(2):121-132.

 

Übersichtsarbeit über Leitlinien in Europa und Amerika bezüglich Lyme-Borreliose. Untersucht wurden 16 Leitlinien aus 7 Ländern. Es bestand globaler Konsens im Hinblick auf die Diagnose bei allen Stadien der Infektion. Die Leitlinien besagen, dass die Diagnose der Lyme-Borreliose derzeit auf einer zwei-Stufen-Serologie basiert, ausgenommen das Erythema migrans in einem frühen Stadium.

Advanced Heart Block in Children with Lyme Disease.

Bolourchi M, Silver ES, Liberman L. Pediatr Cardiol 2019; 40(3):513-517. 

 

Retrospektive Studie. 12 Patienten mit Lyme-Borreliose und AV-Block II oder III. Unter antibiotischer Behandlung Beseitigung des AV-Blockes innerhalb von fünf Tagen. Steroide sind therapeutisch unwirksam.

Ophthalmological findings in neuroborreliosis – a prospective study performed in western Sweden.

Skilijic D, Gustavsson M, Dotevall L, Norrsell K, Grönlund MA. Acta Ophthalmol 2019; 97(1):44-52. 

 

Studie an 16 Patienten mit gesicherter und 2 Patienten mit möglicher Lyme- Neuroborreliose. 14/18 Patienten hatten ophthalmologische Symptome, anamnestisch oder festgestellt bei der Untersuchung. Am häufigsten waren Sehstörungen, Doppelbilder, gerötete Augen, Lichtempfindlichkeit, Strabismus und Abduzenzparese. Alle Patienten zeigten eine Besserung der ophthalmologischen Störungen, ausgenommen ein Fall mit hochgradigem Papillenödem und Makulaatrophie mit Gesichtsfeldausfällen. Diplopie und Abduzenzparese können die ersten Zeichen einer Lyme-Neuroborreliose sein.

Borrelia and Chlamydia Can Form Mixed Biofilms in Infected Human Skin Tissues.

Sapi E, Gupta K, Wawrzeniak K, Gaur G, Torres J, Filush K, Melillo A, Zelger B. European Journal of Microbiology and Immunology 2019.

 

In vorausgehenden Studien wurde im Borrelia-Lymphozytom die Bildung von Biofilmen durch Borrelia burgdorferi nachgewiesen. Jüngere Berichte zeigen, dass Chlamydia- ähnliche Organismen auch in Zecken und Hautbiopsaten nach Zeckenstich nachweisbar sind. In der vorliegenden Studie wurde in Proben aus dem Borrelia- Lymphozytom DNA nachgewiesen, die sich Chlamydia pneumoniae und Chlamydia trachomatis zuordnen ließ. Mittels Immunfluoreszenzmikroskopie und in situ mittels Hybridisation-Methoden ließen sich Chlamydia-Antigen und DNA bei 84% in Borrelia- Biofilmen nachweisen. Die Chlamydien waren im Zentrum des Borrelia-Biofilms lokalisiert. Die Studie wirft die Frage auf, ob Borrelia und Chlamydia (in der gemeinsamen Schutzhülle eines Biofilms) eine symbiotische Beziehung mit der Folge besserer Überlebenschancen entwickeln. 

 

Biofilme wurden auch bei anderen Erregern mit chronischer Infektion nachgewiesen: Pseudomonas aeruginosa bei zystischer Fibrose, E. coli bei Harnwegsinfekten, Staphylococcus aureus bei Osteomyelitis und Endokarditis sowie Streptococcus pneumoniae bei Lungeninfektionen. 

 

Zecken enthalten und übertragen verschiedene humanpathogene Erreger: Borrelien, Bartonellen, Ehrlichien, Babesien, Anaplasma, Mykoplasma. Chlamydia-DNA wurde in 68% in Hautbiopsaten von Patienten nachgewiesen, bei denen anamnestisch Hinweis auf Zeckenstich vorlag. 

 

Bei Granuloma anulare im Zusammenhang mit Lyme-Borreliose wurden in den betroffenen Hautarealen Chlamydien nachgewiesen. 

 

Chlamydien zeigen einen intrazellulären Aufenthalt und sind gramnegative Bakterien. Bei den Chlamydien werden drei wesentliche Formen unterschieden: Chlamydophila pneumoniae, Chlamydia trachomatis, Chlamydia psittaci. Chlamydia psittaci führt zur schweren Pneumonie sowie zu Erythema nodosum. 

 

Chlamydien-induzierte Infektionen zeigen eine zunehmende antibiotische Resistenz. Es gibt keinen direkten Nachweis, dass Chlamydien Biofilme bilden können, allerdings wurden Chlamydienaggregate nachgewiesen.