Lehrbuch Lyme-Borreliose


7.7

Dissemination des Erregers bei EM - Literaturübersicht


Early dissemination of Borrelia burgdorferi without generalized symptoms in patients with erythema migrans.
Oksi J, Marttila H, Soini H, Aho H, Uksila J, Viljanen MK. APMIS. 2001; 109(9):581-8.

82 Patienten mit EM. Bei 36% Erregernachweis im Hautbiopsat mittels PCR, bei 22% mittels Kultur. Erregernachweis im Blut bei 3,8% mittels PCR und 7,7% mittels Kultur. Seropositivität zu Beginn der Studie 31%, nach 3 Wochen 53%. Ringförmiges EM bei 32%, homogenes EM bei 66%. Begleitsymptome des EM mit (nachgewiesener) Dissemination 22%, beim negativen Erregernachweis 27%. 21% gaben anamnestisch einen Zeckenstich im Bereich des nachfolgenden EM an.

 


Bloodstream invasion in early Lyme disease: results from a prospective, controlled, blinded study using the polymerase chain reaction.
Goodman JL, Bradley JF, Ross AE, Goellner P, Lagus A, Vitale B, Berger BW, Luger S, Johnson RC. Am J Med. 1995; 99(1):6-12.

Randomisierte Studie. 76 Patienten mit EM, 29 Kontrollen. Bei EM Erregernachweis im Blut. Bei Kultur 5,3%, bei PCR 18%. Bei Kontrollen PCR-negativ. Patienten mit systemischen Symptomen (Begleitsymptomatik) PCR-positiv 30%, bei Fehlen systemischer Symptome PCR-positiv 9,3%. Positive Korrelation zwischen PCR-Positivität und den Symptomen Fieber, Arthralgien, Myalgien und Kopfschmerz. Bei multiplem Erythemata migrantia 38% PCR-positiv, bei singulärem EM 13% PCR-positiv. Bei gleichzeitigem Vorliegen von systemischen Symptomen und multiplen Erythemata migrantia PCR-Positivität 40%. Bei asymptomatischen Patienten mit singulärem EM PCR-positiv 10%. Sensitivität von PCR dreimal größer als von kulturellem Nachweis. PCR für Diagnose in der Frühphase der LB diagnostisch wertvoll. PCR-Positivität korreliert mit klinischem Hinweis auf Dissemination. Die Verteilung des Erregers über das Blut ist ein wichtiger und üblicher Mechanismus für die Dissemination.

 


Detection of spirochaetal DNA simultaneously in skin biopsies, peripheral blood and urine from patients with erythema migrans.
Pauluzzi P, Bonin S, Gonzalez Inchaurraga MA, Stanta G, Trevisan G. Acta Derm Venerol. 2004; 84(2):106-10.


30 Patienten mit Erythema migrans ohne systemische Symptome. Nachweis des Erregers mittels PCR sowohl in Blut als auch Haut 80%. Untersuchung in Urin und Haut 30%. Die Befunde legen nahe, dass eine Dissemination des Erregers bereits vorliegt, selbst wenn die Infektion (Erythema migrans) noch als lokalisiert betrachtet wird.


Brief communication: hematogenous dissemination in early Lyme disease.
Wormser GP, McKenna D, Carlin J, Nadelman RB, Cavaliere LF, Holmgren D, Byrne DW, Nowakowski J. Ann Intern Med. 2005; 142(9):751-5.


213 Patienten mit unbehandeltem Erythema migrans. Erregernachweis mittels Blutkultur in 44% positiv. Bei Spirochätämie waren systemische Symptome gering. Erythemata migrantia deutlich häufiger bei Erregernachweis. Bei asymptomatischen Patienten mit singulärem EM Erregernachweis bei 23%. Die Gefahr einer Dissemination bestand bereits am ersten Tag der EM-Wahrnehmung und hielt danach 2 Wochen an. Die hohe Rate der Dissemination erklärt, dass bei Nichtbehandlung des EM ein großes Risiko für eine Dissemination besteht. Das Risiko hängt möglicherweise vom Genotyp und von Wirtsfaktoren ab.

 


Hematogenous dissemination in early Lyme disease.
Wormser GP. Wien Klin Wochenschr. 2006; 118(21-22):634-7.

Plasma ist für den Erregernachweis mittels Kultur besser geeignet als Serum oder Vollblut. Auch das Volumen des untersuchten Materials ist von Bedeutung. Bei Verwendung von 9 ml Plasma liegt die Nachweisrate über 40%. Die Dissemination hängt vom Genotyp und von Wirtsfaktoren ab. Die Mehrzahl der Patienten mit Dissemination ist asymptomatisch. Dissemination kommt in der Frühphase häufig vor. Das Risiko einer Dissemination tritt bereits früh auf und hält längere Zeit an. Dies erklärt, dass bei Nichtbehandlung des EM sich Krankheitsmanifestationen in anderen Organen zeigen können.

 


Borrelia burgdorferi genotype predicts the capacity for hematogenous dissemination during early Lyme disease.
Wormser GP, Brisson D, Liveris D, Hanincová K, Sandigursky S, Nowakowski J, Nadelman RB, Ludin S, Schwartz I. J Infect Dis. 2008; 198(9):1358-64.

Untersuchung an über 400 klinischen Isolaten von B. burgdorferi im Frühstadium bei Erythema migrans. Nur 4 von 16 OspC-Genotypen waren verantwortlich für über 80% der Fälle mit Dissemination mit Frühstadium. Diese Erkenntnis sollte bei diagnostischen Untersuchungsmethoden in Zukunft beachtet werden.